Oswald Egger, geboren am 7. 3. 1963 in Tscherms, Südtirol; Studium der Literaturwissenschaften und der Philosophie in Wien, 1986–1996 Veranstalter der Kulturtage in Lana, 1989–1998 Herausgeber der Zeitschrift „Der Prokurist“, seit den 1990er Jahren zahlreiche literarische Veröffentlichungen, seit 2011 Professur für Sprache und Gestalt an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. 2013 hatte er die Thomas-Kling-Poetikdozentur an der Universität Bonn inne, seit 2018 ist er Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften der Künste.
* 7. März 1963
von Björn Vedder
Essay
Eine Besonderheit von Eggers experimenteller Lyrik und Prosa ist ihre Nähe zu den Naturwissenschaften, etwa zur Botanik oder zur Mathematik. Deshalb ist sein Dichten mehrfach als „Naturwissenschaft des Schreibens“ bezeichnet worden. Allerdings sollte diese Bezeichnung eher metaphorisch verstanden werden, denn die Affinität des Werkes zu den Naturwissenschaften ist keine wissenschaftliche, sondern eine poetische. So manifestiert sich etwa der vielfach genannte Bezug zur Botanik vor allem in der Verwendung von Pflanzennamen. Dabei geht es Egger jedoch „nicht um botanische Korrektheit, sondern um die Verweiskraft der Wörter“, wie er in einem Interview mit Christina Weiss sagte („Ich will semantische Wolken erzeugen“). Die Botanik dient ihm „als sprachliches Material“. So ist beispielsweise „Prosa, Proserpina, Prosa“ (2004) ein Experimentieren damit, was passiert, wenn die Dichtung die ...